Quartier am Rickenbach
2018
Wolfurt | Österreich
Bauherrschaft: Doppelmayr Immobilien GmbH
Planung: bernardo bader architekten
Auftrag: Wettbewerb | 1. Preis – in Bearbeitung
Geschossfläche: 11.431 m2
Kubatur: 23.717 m3
Bauzeit: 2020-2023
Bauweise: Stahlbetonbau in Sichtbeton; Innenschale: gedämmte Holzständerkonstruktion; Holzbau
Eine Figur aus unterschiedlichen Identitäten.
Der Ortsteil Rickenbach in der Gemeinde Wolfurt ist geprägt von einer merkwürdigen Zerrissenheit des Ortes, welche vor allem durch die Industriebauten verschiedener Epochen zum Ausdruck kommt. Daneben sind es starke naturräumliche Elemente, wie der Rickenbach, der Hang am Fuße nach Bildstein und der Freiraum, welche dem Ort Charakter verleihen. Durch die geplante Absiedelung der Firma Doppelmayr aus dem oberen Bereich des Ortsteils ergibt sich die Möglichkeit einer Neugestaltung. Ebenso kann der bislang kanalisierte Rickenbach mit in die Ortsgestaltung einbezogen werden.
Der bis vor kurzem betrieblich genutzte Teilbereich von Rickenbach soll zu einer atmosphärischen Kernzone mit vielfältiger Nutzungsstruktur entwickelt werden. Es gilt dabei historisch, für die Genese des Ortes, bedeutende Gebäudestrukturen der Firma Doppelmayr mit Neubauten zu verweben und ein Gesamtensemble zu schaffen. Die neu geschaffene bauliche Dichte und die differenzierten, in ihrer Nutzung flexiblen, räumlichen Gegebenheiten sollen einen wohltuenden urbanen Charakter erzeugen, der wesentlich durch seine fein abgestimmte Nutzungsdurchmischung geprägt wird. Nach Umlegung der Rickenbacherstraße ergibt sich eine räumliche gefasste Platzbildung zwischen dem erhaltenen, historischen Bestand und dem Ersatzbau für das abgebrochene Gunzhaus. Südlich davon werden fünf orthogonal, leicht versetzte Gebäude sowohl westlich als auch östlich des nun frei verlaufenden Rickenbaches derart platziert, dass Sichtachsen von West nach Ost freibleiben. Diese halten den Ort gänzlich bzw. teilweise offen und ein fein abgestuftes Wegenetz verbindet bis in die Tiefe des neuen Quartiers.
Als räumliche Ergänzung zum Technikerturm und zur Lehrwerkstätte begrenzen dialoghaft zwei markante Bauten – die Werkhalle im Westen sowie das fünfgeschossige, punktuelle Wohnhaus im Osten – den Ort im umgebenden Baubestand und unverbauten Landschaftsraum. Die Volumina sowie die Bauhöhe der Wohn- und Gewerbebauten verbleiben im Körper und der Silhouette der baulichen Umgebung. Aus der Setzung der Gesamtmaßnahme soll sich ein ruhiger, gelassener Ort im Grünraum ergeben, ohne dass die gezielt angedachte Orthogonalität zum Rickenbach stereotyp bzw. künstlich erscheint. Im Zusammenwirken mit dem historischen Baubestand entsteht eine Situation, die sowohl den sozialkulturellen, historischen Hintergrund zu transportieren vermag, als auch die thematische Neubelegung logisch und natürlich erscheinen lässt. Wir versuchen diesen Wandel zu begreifen und in die spezielle Geschichte dieses Ortes einzutauchen. Ist dies gelungen, erhält Rickenbach durch das unmittelbare Nebeneinander von Chaos und Ordnung wieder seinen ganz besonderen Reiz.