Haus Iglasee 2020
Wien | AT

Vorarlberger Holzbaupreis 2023 | Anerkennung

Bauaufgabe: Einfamilienhaus
Auftrag:
direkt
Architektur:
 bernardo bader architekten
Mitarbeit: P. Jungwirth (PL)

Grundstücksfläche: 1.842 m²
Nutzfläche: 242 m²
Bauzeit: 2018-2020
Struktur: Holzelementbau

Generalunternehmung: Berchtold Holzbau | Wolfurt
Fotographie: Hertha Hurnaus | Wien

Das Haus hinter der Mauer

Am äußersten Stadtende von Wien in Sichtweite zur Kalkburg liegt das Haus für eine junge Familie. Die Kalkburg am Rand des südlichen Wienerwalds gehört zu den Wiener Weinbaugebieten. Der Blick auf den Lageplan verrät eine ungewöhnliche Kubatur, einen schmalen und langgestreckten Baukörper. Die Figur nimmt sich als klare Linie unter der Vielzahl der umgebenden Einfamilienhausbebauungen aus und bildet am Ende einer Sackgasse den dorfräumlichen Abschluss nach Westen. Charakteristisch für die Gegend sind die den Erschließungswegen meist beidseitig angelagerten hohen Einfriedungen, welche den Ort in Gassenräume und Innenbereiche der Liegenschaften trennt. Diese sind geprägt von einem hohen Maß an Privatheit und Individualisierung. Die Genese der Örtlichkeit rezipierend schwebte mir ein Haus vor, das von einer Aura großer Entspanntheit geprägt ist und dem es gelingt, den Geist des Ortes ohne jeden überheblichen Gestus in eine wohnliche Architektur zu übersetzen.

Die anmutige Eleganz des Objektes erschließt sich dabei über verschiedene Aneignungen: Man nähert sich von Südwest kommend über die Schmalseite dem Gebäude, läuft entlang der Südostfassade, bis man zu einer Neuinterpretation des Schopfes kommt. Der schützende Bereich außen und die große Eingangsdiele innen trennen das Haus in zwei Nutzungen, ein großzügiger Wohnbereich und eine kleine Einliegerwohnung mit Räumen für Garage und Garten. Bereits beim Eintreten in die Diele, erlebt man einen beeindruckenden Längsblick in die Tiefe des Hauses und schaut am selben Giebel, an welchem man gerade vorbeigegangen ist, praktisch wieder „hinaus“ in den Garten. Der Grundriss ist als Enfilade von Räumen organisiert, welche an den Enden in großzügige, offene Raumzonen aufgelöst wird. So fädeln sich im Erd- als auch im Obergeschoss die Bereiche des Wohnens und der Zimmer flexibel und im positiven Sinne austauschbar entlang des Flures auf. Dieser ist aber auch nur so lange ein klassischer Flur, bis nicht die ein oder andere Türe offenbleibt und der „Flur“ zum Wohnraum, zur Bibliothek oder zum Spielbereich wird. Die Fenster und Öffnungen sind präzise positioniert und richten sich in Größe und Format nach besonderen Ausblicken in den Hof und den Weinberg. Eine geschwärzte Fassade mit grafischer Wirkung vermittelt wohltuend wenig Informationen und lässt den Blick auf den großzügigen Garten frei.