Kindergarten Susi Weigel 2013
Bludenz | Österreich

Österreichischer Bauherrenpreis 2014 | Anerkennung

Bauaufgabe: Neubau eines 5-gruppigen Kindergarten
BauherrIn: Stadt Bludenz
Auftrag: Wettbewerb 1. Preis

Architektur: Bernardo Bader Architekten | Dornbirn
Mitarbeit: Joachim Ambrosig (PL), Sven Matt | Dornbirn
Farbgestaltung : Monika Heiss | Thaur
Grafische Bearbeitung: Brigitte Mumelter | Hall im Tirol
Bauleitung: Helmut Erhardt | Amt der Stadt Bludenz
Statik: Dr. Brugger & Partner ZT GmbH | Bludenz
Foto: Adolf Bereuter | Dornbirn, David Schreyer | Wörgl
Nutzfläche: 1.200m²
Energie: Passivhaus
Struktur: Kernwände und Decken aus Beton, Holzelementbau für hochwärmegedämmte Außenbauteile

Eine Stadt für Kinder

Der Kindergarten befindet sich auf einem Grundstück am südöstlichen Stadtrand von Bludenz, am Übergang zur freien Natur. Mit präziser und ruhiger städtebaulicher Stellung entsteht ein im Grundriss quadratischer, zweigeschoßiger Bau. Eine angemessene Distanz zum Siedlungskörper „Am Kreuz“ und die Schonung eines zur Rodung freigegebenen Solitärbaumes unterstützt die hochwertigen Freiflächen um das Kinderhaus am Klosterbühel.

Die Gruppenräume auf zwei Ebenen ermöglichen eine attraktive Verteilung der Kinder während der Freispielzeit. Der galerieartig angelegte Innenbereich stellt mit attraktiver Durchlässigkeit zu den äußeren Raumschichten die Erweiterung der Spielflächen und der Gruppenräume dar. Der unmittelbare Lebensraum um Bludenz findet auch in der Gestaltung des Kindergartens Einzug. So stammen die gesamten verwendeten Hölzer, Tanne im Innenraum und Föhrenholz für die Fassade, aus stadteigenen Waldungen. Die Hölzer prägen die Atmosphäre des Kindergartens maßgeblich.

Der zentrale Eingang zeigt sich nicht sofort, der Weg führt am Gebäude entlang und erst hinter der ersten Ecke macht das Volumen mittels Einstülpung der Hülle einer großzügigen Loggia Platz. Wenige Schritte, und man steht in der zweigeschossigen Halle mit einer weitgespannten linear skulpturalen Treppe. Tageslicht erfährt der zentrale Raum von oben, von der breiten Stirnseite zum Garten und von kurzen Flurstichen. Mit einem Blick zu erfassen ist die unaufdringliche Freundlichkeit des Raumes, mit seiner klaren und gebrochenen Helligkeit der natürlichen Baustoffe.

„Ich bin Ich“: Bescheiden und weitgehend unerkannt lebte Susi Weigel in Bludenz. Unzählige Kinderbücher hat sie illustriert. Das bekannteste davon ist wohl „Das kleine Ich bin Ich.“ Für die Gestaltung des nach ihrem benannten Hause wurde eine intensive Sichtung der unzähligen Zeichnungen Susi Weigels durchgeführt. Von den Original-Illustrationen wurden Motive für die Glasmarkierungen ausgewählt, die sich auf einem „Fadennetz“ aufgespannt durch den Kindergarten ziehen. Dem Holz und dem Beton sind durch eine dezente Farbgestaltung frische und belebende Akzente hinzugefügt. Sonnengelb, Kornblumenblau, Sand und Grautöne in hellen, weichen und dunklen Tönen verteilen sich von Stühlen und Polstermöbeln, bis hin zu den Garderobenrückwänden und Vorhängen im Haus.

Zum Schluss überspielt das Erreichte elegant die Massivität der Konstruktion. Es sind Feinheiten einer intensiven thematischen Bearbeitung wie etwa die Garderoben, die Zwischenräume bilden, der Wechsel bei den Fensterbänken, oder etwa das Spiel mit den Fugen ums Haus auf welche man immer wieder trifft.  So gelingt es, dem Vorteil dieser kompakten Bauart – einem wichtigen Argument im Wettbewerb – Leichtigkeit zu verleihen. Ohne sich aufzuspreizen, ganz seiner selbst bewusst und eigenständig darf das gelingen.