Kapelle Salgenreute
2016
Krumbach | Österreich
European Prize for Architecture Philippe Rotthier 2021
International Prize for Sustainable Architecture 2019
best architectsaward 18
The International Architecture Award 2017
Bauherrenpreis Österreich 2017
Piranesi Award 2017
Bauaufgabe: Neubau einer Kapelle
BauherrIn: Bewohner der Parzellen Au, Zwing und Salgenreute
Auftrag: direkt
Architektur: Bernardo Bader Architekten
Mitarbeit: Joachim Ambrosig (PL), Andreas Rosian, Jomo Zeil
Bauleitung: Bernardo Bader Architekten
Statik: merz kley partner ZT GmbH
Foto: Adolf Bereuter
Nutzfläche: 40 m²
Struktur: Holzbauweise mit massivem Sockel
Dialog von Ort und Mensch
Wie ein Kleinod liegt die Kapelle Salgenreute auf einem Nagelfluhrücken nahe Krumbach. Eine Sanierung der alten Kapelle war bautechnisch nicht mehr möglich, ein reines Neuabbilden des Bestandes nicht erklärtes Ziel. Die Kapelle ist ein Solitär ausdruckstarker Architektur. Sie entstand aus einem Schöpfungsprozess des Planens und Bauens heraus, der von einer außergewöhnlichen Zusammenarbeit geprägt war. In einem mehrjährigen Prozess des gemeinsamen Planes und Bauens wurde in vorbildlicher Weise ein Projekt von Bürgern aus Krumbach und Handwerkern sichtbar. Erst wenn mehr als hundert Menschen ihre Arbeitszeit und Ihr organisatorisches Können als Qualität und Mehrwert des „Tuns“ ansetzen, ergibt sich die Möglichkeit ein solches Projekt realisieren und finanzieren zu können.
Die Kapelle ist aus Holz und Stein gebaut. Durch das Sonnenlicht wird sie dunkel werden, schwarz im Süden, silbergrau im Norden, wie die alten Bauernhäuser. Die einfache Grundform bestehend aus Hauptschiff und Apsis beruht auf annähernd gleichem Grundriss, so wie es der Bestand schon mehr als 200 Jahre vormachte. Die Raumform ist neu. Eine steil aufstrebende räumliche Faltung aus Holz abgehoben vom Gelände. Ganz ohne klassischen Turmaufsatz besticht sie durch eine dem Ort und dem Thema zuträgliche Signifikanz und Zeichenhaftigkeit.
Als Basis wurde ein Sockel aus Alberschwender Kalkstein als Trockenmauerwerk gefügt, darüber Wände und Decken eingehüllt in ein Wetterkleid aus handgeschlagenen Lärchenschindeln. Durch das Zurücksetzen des Eingangs entsteht eine schützende Vorhalle. Eine mit gehämmertem Messing beschlagene Tür führt ins Innere in einen Raum von berührender Feierlichkeit und bestechender Schlichtheit zugleich. Im Andachtsraumraum betonen zwölf Spanten, die das Faltwerk aus Kreuzlagenholz vor dem Durchbiegen bewahren, die Höhenentwicklung. Unbehandelte Tanne kommt als Decklage an den Wänden, am Boden und den einfachen Bankreihen zum Einsatz.
Wie eine textile Auskleidung erscheint im – durch die verglaste Apsiswand – einfallenden Streiflicht die weiß gekalkte, sägeraue Holzschalung im Altarraum. Das Marienbildnis in Form der Marienfigur, welche aus dem Bestandsbau stammt, ist nicht wie in klassischen Konzeptionen zentral, sondern seitlich begleitend angeordnet. Der Blick nach vorne durch die Apsis bleibt somit frei und führt den Blick direkt hinaus in die Natur. Wer die Kapelle betritt verlässt den festen Grund und begibt sich auf eine besinnliche Reise.