Haus Gapfohl 2022
Laternsertal | AT

Bauaufgabe: Ferienhaus
Auftrag:
direkt
Architektur:
 bernardo bader architekten
Mitarbeit: J. Ambrosig (PL)

Grundstücksfläche: 936 m²
Nutzfläche: 84 m²
Bauzeit: März – Juni 2022
Struktur: Holzelementbau KLH
Holzbau: Dobler Holzbau | Röthis
Fotographie: Gustav Willeit | La Villa

Ein Körper aus Holz

Das architektonische Konzept der Urhütte geht bekannterweise auf Vitruv zurück und hat als idealisiertes Prinzip des Naturhauses in der Architekturtheorie des 18. Jahrhunderts insbesondere bei Marc-Antoine Laugier, weitreichende Wirkung gewonnen. Das Bauen und Konstruieren von Hütten und das damit verbundene temporäre und einfache Wohnen hat mich immer schon fasziniert.  Dabei ist es vor allem die Ortsspezifität und die Art und Weise, wie eine Person und ihre Umgebung interagieren. Auch hier im Laternsertal auf 1100 Meter Höhe stellt die Hütte das Erleben des Ortes in den Fokus – die raue Natur, die Aussicht, die Sterne in der Nacht oder die vorbeilaufenden Tiere des Waldes.  Ein einfacher Lebensstil – minimalistisch und genügsam, wo die Dinge Zeit brauchen und die Betonung auf den wesentlichen Dingen des Lebens liegt wie Beziehungen, die Bergluft zu spüren und sich Zeit zu nehmen.

Das Haus steht als Solitär selbstbewusst auf einer geneigten Südterrasse. Um einerseits von den wunderbaren Ausblicken zu profitieren und andererseits den Eingriff auf dem Grundstück zu minimieren, wurde das Haus weit an die obere Parzellengrenze gesetzt und versucht, das Volumen des Hauses so kompakt wie möglich zu gestalten. Gesamt 80 Quadratmetern Wohnfläche verfolgen das Konzept eines reduzierten Wohnmoduls mit einer bewusst minimierten Ausstattung. Die Funktionen Wohnen, Schlafen und Kochen sind in einem Raum vereint, nur das Badezimmer ist abgetrennt. Ein Bett mit Blick über die Landschaft, Sofa und Lesestuhl am Kamin und die Terrasse laden zum Nichtstun und Entspannen ein. Nach Süden vollständig verglast, bietet das Haus weite Aussichten bis zur gegenüberliegenden Bergsilhouette des Walsertals. Das Haus ist gänzlich aus massivem Holz gebaut. Auch die Außenhaut des Gebäudes besteht aus sägerohen Lärchenbrettern, in unterschiedlicher Breiten, genauso wie sie von der Säge im Tal kommen. Die bewusst grobe Bretterschalung vermag zusammen mit der unregelmäßigen Anordnung der kleinen und großen Fensteröffnungen ein spannungsreiches Fassadenspiel erzeugen und lässt einen Körper entstehen.

Der Erhalt der Kontinuität der einzigartigen Siedlungslandschaft, die den Ort trotz so mancher Irritation eines vermeidlich zeitgenössischen Bauens prägt, steht dabei in gleichem Maße im Vordergrund wie die direkte Verwendung des Baustoffes Holz.