Islamischer Friedhof 2012
Altach | Österreich

Vorarlberger Bauherrenpreis 2015 – Auszeichnung
The International Architecture Award 2014 – Preisträger
Philippe Rotthier Prize 2014 – Nominierung
Farbe-Struktur-Oberfläche von Caparol und AIT – 1. Preis
European Public Space Award 2014 – Finalist
Aga Khan Award for Architecture 2013
Österreichischer Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten 2013 – Preisträger
7. BTV Bauherrenpreis für Tirol und Vorarlberg 2013 – Preisträger
best architect 14 Award 2013 – Preisträger
European Union Prize for Contemporary Architecture – Nominierung Mies van der Rohe Award 2013
DETAIL Preis 2012 – Nominierung
Piranesi Award 2012

Bauaufgabe: erste Bestattungsstätte für Muslime in Vorarlberg
BauherrIn: Trägerverein Islamischer Friedhof | Gemeinde Altach (Bürgermeister Gottfried Brändle)
Auftrag: Wettbewerb 1. Preis

Architektur: Bernardo Bader | Dornbirn
Mitarbeit: Sven Matt (PL), Philipp Bechter | Dornbirn
Kunst Andachtsraum: Azra Aksamija | Boston | USA
Prozess: Dr. Eva Grabherr | Dornbirn
Bauleitung: Thomas Marte | Dornbirn
Statik: merz kley partner ZT GmbH | Dornbirn
Foto: Adolf Bereuter | Dornbirn, Marc Lins | New York, Nikolaus Walter | Feldkirch, Cemal Emden | Istanbul, Albrecht Schnabel | Rankweil
Grundstücksfläche: 8.415m²
Nutzfläche: 720m²
Struktur: Beton

Die letzte Heimstätte

Der Islamische Friedhof in Altach steht Angehörigen des Islam aller Gemeinden Vorarlbergs offen. Für die speziellen Anforderungen begleiteten eine Arbeitsgruppe und Imame Vorarlbergs die Planungsphase. Neben der Ausrichtung nach Mekka und dem Ritus der Reinigung ist die Erdbestattung verpflichtend. Die Beerdigung läuft sehr schlicht ab. Häufige Friedhofsbesuche haben keine besondere Tradition, denn Muslime sollen im Vertrauen auf das Wohl des Verstorbenen im Jenseits loslassen können.

Daraus ergibt sich ein offenes und übersichtlich gestaltetes Gesamtkonzept. Pragmatisch und mit wenig Symbolik integriert sich der Friedhof in den Landschaftsraum. Unabhängig von der konfessionellen Ausrichtung ist Bestattungsstätten gemeinsam, dass der Friedhof der erste Garten war. Als Urgarten zeichnet er sich durch die Kultivierung seiner Erde und die klar definierte Fläche aus. Beim Anlegen eines Gartens wird ein Stück Land ein- und gegen die Wildnis deutlich abgegrenzt. So fasst ein zartes Geflecht aus Mauerscheiben in unterschiedlichen Höhen die Gräberbereiche und den baulichen Anlagenteil. Die „fingerförmig“ angelegten Grabfelder verzahnen die Anlage mit dem unberührten auenartigen Landschaftsraum.

Die geforderten Räumlichkeiten entwickeln sich ebenfalls aus dem Thema der Mauer. Es entsteht ein der Gesamtanlage adäquater Kopfteil. Der überdeckte Raum für die Verabschiedung mit dem Betonstein für den Sarg öffnet sich zum Innenhof. An der Längsfassade neben dem Zugang empfängt den Besucher eine in die massive Außenwand eingeschriebene Intarsie, welche als subtiler Filter, die Innen- und die Außenwelt miteinander verbindet.  Das ornamental durchbrochene Wandelement aus Holz (Mashrabiya) mit Achteckmotiv prägt mit seinem lebendigen Licht- und Schattenspiel den Versammlungsraum und thematisiert das Thema der Vergänglichkeit.  Diese Wand begleitet den Weg zum Andachtsraum. In der „Mescid“ zeigt ein „Schindel-Mihrab“ die Gebetsrichtung nach Mekka an. Vor der weißgekalkten Holzwand mit dem Fenster in der Mitte hängen drei zueinander versetzte Vorhänge aus Metallgewebe, in die Holzschindeln eingeflochten sind. Die Vorhänge folgen dem Prinzip von Gebetswand (Qibla) und Gebetsnische (Mihrab). Partiell goldbestückte Schindeln zeichnen in kufischer Schrift die Worte „Allah“ und „Mohammed“ nach. Die sechs Reihen monochromer Gebetsteppiche, fein abgestuft von dunkel nach hell, wurden von Frauen in Bosnien handgefertigt.

Die subtile Einfachheit der Friedhofsgestaltung und das Zusammenspiel mit der natürlichen Umgebung bieten einen ruhigen und würdigen Ort für spirituelle Besinnung, Bestattung und Trauer. Architektonisch bietet der Friedhof eine neue, kulturell sensible Ästhetik, die sowohl islamisch als auch alpin ist. Einfach im Ausdruck und poetisch in der Form.

PDF :
de | Dokumentation Islamischer Friedhof
en | Dokumentation Islamic Cemetery