Haus Kaltschmieden
2014
Doren | Österreich
Häuser Award 2016 – Die besten Einfamilienhäuser in Europa – 1. Preis
Häuser des Jahres 2015 – 1. Preis
Raiffeisen WohnWelt Häuser Award 2015 – 1. Preis
Bauaufgabe: Ein Haus auf freiem Feld
BauherrIn: Privat
Auftrag: Direkt
Architektur: Bernardo Bader Architekten | Dornbirn
Mitarbeit: Thomas Getzner und Joachim Ambrosig | Dornbirn
Bauleitung: Bernardo Bader Architekten | Dornbirn
Statik: Günther Hammerer | Andelsbuch
Foto: Adolf Bereuter | Dornbirn
Nutzfläche: 150m²
Energie: Großer Kaminofen, Erdwärmepumpe mit Tiefensonde
Struktur: Kernzonen und Decken aus hellem Beton, Außenbauteile aus Holz
»Sehnsucht nach poetischer Normalität«
Der leicht längliche, gesetzt wirkende Bau mit klassischem Satteldach lässt ein bäuerliches Ökonomiegebäude erahnen. Kein Wunder an einem Ort, wo die Landwirtschaft die Landschaft bestimmt. Schuppen und Scheunen sind in die Weite gestreut. Der wenigen, aber präzise gesetzten und wohlproportionierten Öffnungen in erstaunlichen Formaten wird man erst auf den zweiten Blick gewahr. Die Zurückhaltung hat einen Grund, denn das geerbte Grundstück, der Boden ist seit Generationen in Familienbesitz. Dieser Umstand verpflichtet sich einem Bauen, das sich einer Angemessenheit und nicht der Maximierung der Möglichkeiten zum Ziel setzt.
Das alte Bauernhaus in Doren Kaltschmieden hat durch diverse unsensible Umbauten im Laufe der Jahre viel gelitten. Die äußerst schlechte Bausubstanz sowohl in Fundamentierung als auch im Holzbau tat das Seinige dazu. So tritt nun ein neues Gebäude in einen Dialog mit der vorhandenen Topografie und Dorfstruktur. Ein seelenverwandter Körper gar? Jedenfalls war ein mit dem Geist des alten Hauses und dem Ort verwachsener Bau erklärtes Ziel.
Die Setzung des neuen Hauses, mag sie zunächst unspektakulär erscheinen, soll eine traditionelle Bauweise reaktivieren, ohne in die Abgründe einer vordergründigen, heimattümelnden Architektur zu stolpern.
Man hätte viel falsch machen können, wenn man an dieser Stelle der Typologie eines normalen Siedlungshauses gefolgt wäre. Wichtig erschien es, den Ort mit einem ähnlich großen und kompakten Volumen wieder zu besetzen und sich den sparsamen und funktionellen Tugenden des Bregenzerwälderhauses zu bedienen.
Je weniger Elemente ein Gebäude erfordert, umso gravierender ist die Entscheidung für die Notwendigen.
So verschmelzen sämtliche Funktionen wie Wohnräume, unbeheizte Garage, Dachböden und Terrassen unter einer homogenen Bretterhaut aus Weißtanne zu einem kompakten Körper mit lediglich einer großformatigen Öffnung je Himmelsrichtung. Beton in Form eines großen Tisches im Inneren des Hauses sorgt für Speichermasse und lagert im Kern Funktionen wie einen großen Holzkaminofen an.
Das gesamte Konzept versucht mit einem einfachen nutzbaren Volumen zur Zufriedenheit der Nutzer zu überzeugen, die sehr individuell mit einer Mischung aus Gesammeltem und vorwiegend Selbstgemachtem leben. Die universellen Zusammenhänge zwischen Natur, Material, Region, Handwerk und Sammlerleidenschaft bestimmen die Architektur des Hauses. (Architekt)
»Recycle, Reuse, Reshape«
So einfach kann es sein: Eine archetypische Form und ein traditionelles Material neu interpretiert und fertig ist das zeitgemäße Wohnen. Für uns ist das Wichtigste, dass ein Mehrwert entstanden ist. Ein Mehrwert, der sich nicht nur aus der Tradition, sondern auch aus dem Ort und der Topographie entwickelt hat und der in den Zwischenräumen Platz schafft für die momentanen, aber auch langfristigen Bedürfnisse unserer Familie.
Wir forderten vom Architekten ein Gespür für das Bauen an angestammter Stelle mit einem selbstbewussten, aber auch kritischen Regionalismus. Weg vom selbstgerechten Luxusbungalow oder der Standardlösung der weißen oder hölzernen Kiste, hin zu einer sinnlichen und sinnfälligen Behausung voller Qualität, die trotz Allem eines nicht sein sollte: teuer.
Beim Bauen ließ man sich Zeit. Die Arbeitszeit am Haus über 2 Jahre haben wir als Qualität und Mehrwert des Tuns ansehen. Im eigenen Wald in Doren wurde das Holz ausgesucht, beim richtigen Mondzeichen geschlägert, gesägt und verbaut. Fassade und alle Innenausbauten wurden in Eigenleistung erbracht, was natürlich ein erheblicher Kostenvorteil mit sich brachte. Mit großer Sorgfalt wurde das alte Haus abgetragen und Brauchbares freigelegt. Der Holzboden, welcher im gesamten Haus verlegt wurde, stammt aus den alten Holzbalken und Dielen des Bauerhauses. Fein bandgesägt wurde er ohne Estrichkonstruktion und Klebstoff auf Lehmziegelsteine gelegt, in die die Fußbodenheizungsrohre eingelegt sind. Die Steine stammen aus der Baugrube meines Bruders, der vor 2 Jahren bereits für sein Haus Formsteine aus Tonerde pressen ließ. (Bauherr)