Haus am Stürcherwald 2016
Laterns | Österreich

Vorarlberger Holzbaupreis 2017 | Preisträger
Häuser des Jahres 2017 | Anerkennung

Bauaufgabe: Privates temporäres Wohnen in den Bergen
Standort: 6830 Laterns | Vorarlberg
Lage: 1000m Seehöhe
Auftrag: Direkt

Architektur: Bernardo Bader Architekten
Mitarbeit: Philipp Bechter (PL), Joachim Ambrosig
Bauleitung/Ausschreibung: Jürgen Haller
Statik: Merz Kley Partner
Foto: Gustav Willeit

Grundstücksfläche: 1000m²
Nutzfläche: 200m²
Energiekonzept: Luftwärmepumpe und Kaminofen
Struktur: Holzelementbau auf massivem Untergeschoss

Licht, Luft, Ruhe und Landschaft

Im tausend Meter über Meer gelegenen Weiler „Stürcher Wald“ der Vorarlberger Gemeinde Laterns steht das Haus als Solitär in sehr steil geneigter Südhanglage. Beinahe unverbaubar galt die Parzelle, die an einer engen Straßenkehre als Restfläche gewidmeten Landes übrigblieb. Um einerseits von den wunderbaren Ausblicken zu profitieren und andererseits den Eingriff auf dem Grundstück auf ein Minimum zu begrenzen, wurde das Haus weit an die obere Parzellengrenze gesetzt und versucht, das Volumen des Hauses so langgezogen und zeitgleich kompakt wie nur möglich zu gestalten.  Der Baukörper orientiert sich in seinem Erscheinungsbild einerseits an der traditionellen Bautypologie des Langhauses der bäuerlichen Kultur des Walserhauses. Andererseits bricht der schlichte Längsbaukörper mit Satteldach und streng strukturierter Holzfassade aber bewusst mit dem traditionellen Vorbild und zeigt, dass er von Heute ist. Das Raumprogramm wird auf zwei Geschossen organisiert. Die gesamten Funktionen des täglichen Lebens mit Ess- und Wohnbereich präsentieren sich auf Ankunftsniveau. Der sehr schmale Zuschnitt und die strenge Organisation des Grundrisses in dienende und bediente Raumschicht ermöglichen eine maximale Ausnützung der Besonnung dieses Hauptgeschosses. So wird von der ostseitigen Morgenloggia bis zur gedeckten Terrasse im Westen der Tagesgang der Sonne eindrucksvoll erlebbar, was speziell in den Wintermonaten das Leben in den Bergen mit einem unglaublichen Mehrwert ausstattet. Spannend ist – trotz einfacher Kubatur – die räumliche, plastische Verschränkung der beiden Geschosse. Teilweise reichen Bereiche des Wohn- und Essbereiches bis unters Dach, schaffen Galeriebereiche und generieren auf angenehme Art und Weise gewünschte und geschätzte Beziehungen im Leben der großen Familie. Die Außenhaut des gesamten Gebäudes besteht aus heimischen, sägerauen Lärchenbrettern, in unterschiedlicher Breiten, so wie sie von der Säge kommen. Das Innenleben wurde mit demselben Holz in feinerer Ausführung, gehobelt und geschliffen, ausgestattet. Die privaten Räume der Schlafkammern und Badzimmer im oberen Geschoss sich in geglätteten weißen Lehmputzen gearbeitet.

Das Haus am Stürcherwald, mag es auch vorab unspektakulär erscheinen, soll sich als überzeugender Versuch erweisen, eine traditionelle Bauweise zu reaktivieren, ohne in die Abgründe einer vordergründigen, heimattümelnden Architektur zu stolpern. Es bedient dabei keine Klischees des klassischen Land- bzw. Forsthauses und sieht Architektur als eine Kulturleistung, die unmittelbar mit der Zeit zu tun haben muss, in der sie entsteht. Dennoch, und das erscheint wesentlich, darf sich die Subtilität der Intervention erst auf den zweiten Blick offenbaren.